
Es
ist endlich wieder soweit - heute gibt es einen neuen Post für die
Rubrik "Du". Ich hatte das große Glück und durfte die Inhaberin eines
Cafés interviewen. Lest nun die tolle und einzigartige Geschichte von Alex Pieper,
die sich ihren Traum vom eigenen Café erfüllt hat. Im Interview erzählt
sie ihren Weg von der Ideenfindung bis hin zu ihrem Arbeitsalltag.
Hi Alex, möchtest du vielleicht ein paar Worte zu deiner
Person und zum Café selbst sagen,
damit die Leserinnen und Leser auch wissen mit wem sie zu tun haben und um welches Café
es sich handelt? J
Mein Name ist Alexandra Pieper, ich
bin 39 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meiner 8-jährigen
Tochter, Hund und Katzen in Kirchentellinsfurt, Kreis Tübingen. Von Beruf bin
ich Hotelfachfrau, diesen Job habe ich allerdings nur kurze Zeit in München
ausgeübt bevor ich für 12 Jahre in die Luftfrachtbranche gewechselt habe
(klingt langweilig, war aber ein toller Job und mit vielen Reisen verbunden!)
Was zeichnet dich und dein Café denn aus?
Heutzutage ist es ja äußerst wichtig sich von der Konkurrenz abzuheben, vor
allem in der Gastronomie.
Ich kann ehrlich gesagt selbst
nicht so gut beurteilen, was mein Café auszeichnet - da müsstest Du die Gäste
fragen :) Tatsache ist, dass viele Leute am Anfang skeptisch waren und sich
sicher waren, dass das Café ein Flop wird. Ich hatte von Anfang an geplant nur
4 ganze und einen halben Tag pro Woche geöffnet zu haben, damit ich genug Zeit
für meine Familie habe, außerdem ist täglich um 18 Uhr Schluss, eben auch
familientauglich. Trotzdem war mein Plan, das Café gemütlich und schön zu
gestalten, wie ein Wohnzimmer in dem jeder sich wohlfühlt, um die Leute in
einem kleinen Ort dazu zu bringen, sich auch mal am Morgen oder am Nachmittag
eine kleine Pause zu gönnen und sich in einem Café verwöhnen zu lassen. Mein
Team und ich haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft unsere Speisen auf
komplette Eigenproduktion umzustellen, d.h. wir backen und kochen alles selbst,
vom Frühstücksbrötchen bis zur Marmelade, Kuchen, Mittagessen, Kekse,
Blütensirup etc. Das kommt gut an und wir sind sehr stolz darauf!

Wie und wann bist du denn auf die Idee
gekommen, ein Café zu eröffnen?
Ich wollte schon immer ein Café haben, daher auch die
Hotelfach Ausbildung. Allerdings hat mir immer das Geld dazu gefehlt, bzw. ich
wollte gut verdienen. Das habe ich jetzt einige Jahre gemacht und Geld gespart,
und dann stand dem Traum nichts mehr im Wege. Reich wird man als
Klein-Gastronom leider nicht, daher braucht man schon eine gewisse finanzielle
Unabhängigkeit.
Als meine Tochter vor 2 Jahren zur Schule kam, wollte ich gerne meine
Arbeitszeit so umstellen, dass ich vormittags in der Nähe der Schule arbeite
und nachmittags frei nehmen kann, wenn sie nach Hause kommt. Da ist die
Selbstständigkeit optimal, ich teile mir meine Zeit selbst ein. Ein weiterer
Pluspunkt für mich und mein Café!
Wie lange hat die Planung und Umsetzung von dem
Projekt „K’ffehaus“ letztendlich
gedauert? Wann konntest du das Café eröffnen?
Die Planung.... 2 Jahre träumen und
sporadisch Immobilien checken, schließlich ein 400 Jahre altes Haus kaufen und
die Sanierung überwachen. Für die konkrete Planung des Cafés während der
Umbauphase des Hauses habe ich mir ein ganzes Jahr frei genommen, das war auch
nötig. Behördengänge, Café-Besichtigungen im ganzen In- und Ausland,
Kaffeemaschinen testen, Möbel aussuchen, Tapeten, Böden,... Ich wollte und
konnte mir keinen Innenarchitekten leisten, das bedeutete mehr Zeitaufwand aber
auch eine tiefe Befriedigung, wenn man sieht was man alleine alles schafft!


Was war in der Gründungsphase besonders mühsam?
Ich fand eigentlich nichts richtig
mühsam, Behördengänge sind aufwendig aber eben notwendig. Der Umbau des Hauses
war spannend und nervenaufreibend, zwischendurch Stand das Haus auf Stelzen!
Du hast ja soeben auch die Behördengänge erwähnt - welche Genehmigungen braucht man denn und war
das mit großen Problemen verbunden? Behörden haben ja bei den meisten Menschen
nicht den besten Ruf
Also ich hatte mit dem hiesigen
Rathaus und auch mit dem Landratsamt Tübingen sehr großes Glück. Man kann mit
den Leuten reden, mir sind immer alle entgegen gekommen, Kompromisse muss man
leider immer schließen. Die Brandschutzverordnungen und das Café barrierefrei
zu bauen war das Schwierigste und Kostenintensivste. Alles andere war Routine.
Einen Kurs für Neugründer an der IHK, Ausschankgenehmigung, Konzession,
Lebensmittelüberwachung etc. lief alles super. Ich komme vom Fach, das ist
definitiv von Vorteil bei den Behörden. Das finde ich auch logisch, schließlich
ist die Gastronomie ein Beruf wie jeder andere, bei dem man eine Fachausbildung
haben sollte (haben allerdings die wenigsten...).

Nach welchen Kriterien hast du den Standort für dein Café ausgesucht?
Ich wollte keine weiten Weg zur Arbeit und die
Möglichkeit, jederzeit mein Kind von der Schule zu holen oder mit Ihr nach
Hause zu gehen (unser Haus ist 100 m Luftlinie vom Café entfernt!).
Kirchentellinsfurt ist keine Stadt, jedoch eine Gemeinde mit fast 6000
Einwohnern und seeeeehr wenig Gastronomie, es war also einen Versuch wert! Du
glaubst nicht, wieviele Leute mich für komplett bescheuert hielten, als ich
ihnen von meiner Idee erzählt habe :-)
Stemmst du die ganze Arbeit alleine oder
bekommst du da Unterstützung von Außen?
Da mir sehr viele Leute prophezeit
hatten, dass ein Café in Kirchentellinsfurt niemals laufen würde, hatte ich in
meinem Businessplan zu Beginn nur mich und eine Aushilfskraft eingerechnet, und
auch einen entsprechend niedrigen Tagesumsatz kalkuliert. Die erst Woche nach
der Eröffnung wurden meine Mutter (die ich von Anfang an eingestellt hatte, sie
kocht und bäckt und unterstützt mich) und ich jedoch völlig von einem Ansturm
von Gästen überrollt, und ich weiß noch, dass ich jeden Abend fast geheult habe
und dachte das schaffe ich niemals. Also habe ich sofort mehr Personal
rekrutiert und eingelernt, und ich hatte großes Glück, denn bei mir arbeiten
lauter tolle Frauen! Aktuell sind wir zu sechst, nicht immer alle auf einmal,
aber an manchen Tagen sind wir schon mindestens zu Dritt, anders wäre es nicht
zu schaffen. Außerdem unterstützt meine ganze Familie mich toll!
Wie sieht bei dir ein normaler Arbeitstag aus?
Ich gehe um 8.30 Uhr ins Café, und backe
frische Brötchen. Dann öffne ich um 9.30 Uhr und serviere vormittags Frühstück.
In der Küche kocht eine meiner Mitarbeiterinnen oder ich derweil das
Mittagessen, wir haben meist 20-25 Gäste zum Mittagstisch. An manchen Tagen
habe ich nachmittags frei. An Anderen arbeite ich bis 18 Uhr, aufräumen und
nach Hause gehen. Dort muss ich im Laufe des abends noch ca. 10-15 min. für
Buchhaltung, Kasse machen und Bestellungen für den kommenden Tag einplanen. Das
ist mein Tag!

Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du etwa?
Das ist verschieden. Im Café bin ich ca.
35 Stunden pro Woche. Zuhause arbeite ich sicher auch noch 2-3 Stunden jede
Woche. Wenn Veranstaltungen anstehen kann es schon mal sein, dass ich eine
50-60 Stunden Woche habe aber das ist eher selten. Dafür habe ich aber auch
mindestens 10 Wochen pro Jahr geschlossen und somit Urlaub.
Was
genießt du am meisten an deinem Job?
Mein eigener Chef zu sein! Außerdem mit vielen Leuten
in Kontakt zu kommen und in einem tollen Team zu arbeiten. Man erlebt jeden Tag
die tollsten Sachen, nette und witzige Gespräche und schöne Begegnungen. Manche
Stammgäste sind inzwischen richtige Freunde und kennen sich auch untereinander,
weil sie sich immer wieder im Café sehen. Ich habe vor 2 Jahren Schwangere im
Café gehabt, deren Kinder jetzt schon Eis essen und mit am Tisch sitzen, die
Gäste wachsen also auch mit :-)
Natürlich ist nicht alles immer perfekt, bei jedem Job gibt es Dinge die nicht so toll sind – was nervt dich denn am meisten an deiner Arbeit?
Schwierig war und ist, dass man eine Person des
öffentlichen Lebens ist, das ist gewöhnungsbedürftig. Neidische Lästermäuler
gibt es immer, und als ich das erst mal über Umwege davon erfuhr war ich
betroffen. Inzwischen weiß ich, es gibt Leute die sagen ich bin eine schlechte
Mutter weil ich viel arbeite, andere Leute wiederum sagen ich bin eine
schlechte Geschäftsfrau weil mein Café in den Ferien (wegen meiner Familie) oft
geschlossen hat.
Außerdem muss man die Handvoll Gäste, die jeden Monat schon schlecht
gelaunt kommen und dann mein Personal anschnauzen einfach ausblenden, sie sind
in der absoluten Minderheit und somit nicht beachtenswert. Ich hoffe ich kann
das meinen Mitarbeitern auch so vermitteln, damit sie sich davon nicht die Lust
am Job verderben lassen.

Bist du zufrieden wie sich dein Café bisher
entwickelt hat?
Ich bin absolut zufrieden und es übersteigt meine
kühnsten Träume!
Wenn du die Zeit zurück drehen könntest, hättest
du dich nochmals dafür entschieden ein Café zu eröffnen? Was hättest du
vielleicht anders gemacht?
Ich würde alles nochmal so machen.
"Je ne regrette rien" um es mit Edit Piafs Worten zu sagen :-)
Zum Abschluss hätte ich noch eine kleine Frage an dich - Und zwar wo genau siehst du dich denn in 10 Jahren?
Ich hoffe ich bin bis dahin noch gesund genug um mein Leben zu genießen, ebenso meine Familie. In 10 Jahren darf dann den Traum vom eigenen Café ein Anderer leben.
Vielleich fragt ihr euch nun wie ich auf dieses kleine Café aufmerksam geworden bin? Ich arbeite ja neben meinem Studium bei der Firma Bosch und meine Arbeitskollegin, die selbst in Kirchentellinsfurt wohnt hatte sehr oft von diesem Café erzählt. Da dachte ich mir, dass es doch eine tolle neue Idee für ein "Du"-Post wäre. Ich nahm mit Alex über Facebook Kontakt auf und fragte sie ob ich ein Interview mit ihr führen dürfte. Als ihre Zusage kam freute ich mich natürlich riesig. Ich überlegte mir vorab die Fragen und schickte sie Alex zu und sie konnte die Fragen in aller Ruhe beantworten. Gestern war ich dann persönlich im K'ffehaus um mir alles näher anzuschauen und natürlich um Alex persönlich kennenzulernen. Ich kann euch sagen, solltet ihr aus der Umgebung Stuttgart/Tübingen kommen lohnt sich ein Besuch bei ihr auf jeden Fall. Alex ist eine so sympathische Frau und ihr Kuchen ist einfach grandios :o) Ich habe eine Schokoladentarte gegessen. Wie ihr auf den Bildern ja sehen könnt, ist alles sehr nostalgisch eingerichtet und ich liebe das ja so sehr :o) Das Konzept vom gemütlichen Wohnzimmer hat Alex sehr gut umgesetzt! Es ist wirklich super schnuckelig und man fühl sich direkt wohl.
An dieser Stelle möchte ich ein riesen Dankeschön an Alex aussprechen. Sie hat sich wirklich viel Zeit bei der Beantwortung der Fragen genommen und ich hoffe euch hat dieser Post genauso gut gefallen wie mir ihn zu schreiben :o)
Ich wünsch euch allen noch ein schönes Wochenende!
Eure Janine

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